Vorweihnachtliches Spenden: Nur noch kurz das Gewissen retten …

Die ersten Türchen vom Adventskalender sind geöffnet, die ersten Plätzchen verputzt und der erste Glühwein getrunken – die Vorweihnachtszeit ist da. Und wie jedes Jahr, wenn die Menschen näher zusammenrücken und von Nächstenliebe träumen, klingeln diverse Hilfsorganisationen mit ihren Spendenbüchsen. Ihr Anliegen ist ehrenwert: Sie wollen die Situation in Entwicklungsländern verbessern. Dafür werden gerne als Mitleidsauslöser auf Plakate gedruckt oder Weihnachtslieder mit prominenten Personen aufgenommen.

Doch was bewirken unsere Spenden? Um was geht es uns dabei?

Wenn ich das ganze Jahr über unfair gehandelte Ware kaufe und dann vor Weihnachten für eine Hilfsorganisation spende, die sich für faire Arbeitsbedingungen einsetzt, was für einen Wert hat dann meine Spende?

Viele Spender erwecken den Eindruck, sich mit ihrer Spende freikaufen zu wollen: Von ihrem schlechten Gewissen und von der vermeintlichen Schuld auf der reichen Seite der Erde geboren worden zu sein. Nach einer Überweisung kann man sich wieder befreit im Spiegel ansehen und im neuen Jahr da weitermachen, wo man aufgehört hat – bequem, oder? „Ich hab' mich ja für die gute Sache eingesetzt“, wird man sich sagen und sich den nächsten Zimtstern in den Mund schieben.

Natürlich spenden nicht alle Spender aus Gewissensgründen und die Arten zu Spenden sind vielfältig: Eine Spende für ein Katastrophengebiet kann nicht mit einer monatlichen Pauschalüberweisung verglichen werden. Doch bräuchte es neben dem Geben von nicht mehr Interesse, wofür und weshalb ich spende und was meine Spende konkret bewirken kann? Vielen Hilfsorganisationen geht es in erster Linie um finanzielle Unterstützung. Das mag pragmatisch und verständlich sein. Es braucht aber mehr Aufklärung über die weltweiten Auswirkungen unseres lokalen Handelns. Damit wir nachhaltig etwas ändern. Viel zu viele von uns unterstützen die Ausbeutung von Menschen in Entwicklungsländern – sei es aus Unwissenheit oder Ignoranz. Eine gutgemeinte Spende vor Weihnachten wird da schnell scheinheilig. Denn hier möchte ich gegen einen Misstand angehen, den ich mit zu verantworten habe. Vorweihnachtliches Spenden ist nicht nachhaltig, auch wenn es jedes Jahr wiederholt wird.

Ist es zuviel verlangt, hinter sinnvollen Spenden auch die richtige Einstellung zu fordern? Interesse für globale Zusammenhänge und bewusstes Einkaufen – und dass das ganze Jahr über – machen im besten Fall eine Spende vor Weihnachten überflüssig.


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Ãœber carolin / earthlink

Die Globalisierung verbindet uns alle. Nur mit Bildung und Aufklärung kann sie sozial und ökologisch verträglich ablaufen. Dafür engagiere ich mich bei earthlink.
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