Recherche zu der Firmenliste

Oft werden wir gefragt, wie die Recherche zu unserer Firmenliste genau funktioniert. Deswegen beschreibe ich jetzt unsere Arbeitsschritte bis zur Veröffentlichung der Firma/ Marke auf unserer Internetseite.

Unternehmenspolitik

Zunächst versuchen wir herauszufinden, ob es sich bei der ausgewählten Firma/ Marke um ein eigenes handelt oder ob sie nur eine Marke einer anderen Firma ist. Sobald wir den Mutterkonzern ermittelt haben, suchen wir auf der Internetseite des Unternehmens oder auf Google nach Begriffen wie „Code of Conduct“, „Verhaltenskodex“, Social Responsibility“ oder „Social Compliance“. Meist findet man dazu sehr schnell etwas, allerdings ist die Spanne des Informationsgehalts dieser Texte sehr groß: Manche Unternehmen veröffentlichen ihren gesamten Code of Conduct online, andere äußern sich gar nicht dazu.
Das, was man im Code of Conduct findet, übernehmen wir dann unter dem Punkt „Unternehmenspolitik“, speziell die Aussagen über den Umgang mit . Außerdem ist entscheidend, ob das Unternehmen seine Zulieferer schriftlich dazu verpflichtet, sich an diesen Verhaltenskodex zu halten.
Einige Firmen haben keinen eigenen Kodex oder nehmen zusätzlich zu diesem noch an einer Wirtschaftinitiative teil oder sie lassen sich anderweitig zertifizieren, z.B. durch das Fairtrade-Siegel. Dies sollte dann ebenfalls unter „Unternehmenspolitik“ erwähnt werden. Entscheidend ist dabei jedoch, ob die Zertifikate und Initiativen tatsächlich unabhängig sind.

Produktionsorte

Der erste Abschnitt auf jeder einzelnen Firmenseite handelt jedoch von den Produktionsorten. Hier ist es ebenfalls sehr unterschiedlich, ob sich die Unternehmen dazu äußern und wie genau.

Kontrollen

Ein weiterer wichtiger Punkt sind die „Kontrollen“. Oft äußern sich die Firmen auch dazu auf ihrer Internetseite. Manchmal allerdings nur, ob sie selbst interne Kontrollen durchführen. Hier kann man als Außenstehender natürlich schlecht beurteilen, ob diese Kontrollen ernsthaft durchgeführt werden und ob danach gegebenenfalls Maßnahmen oder Sanktionen folgen. Dies ist auch bei manchen Initiativen der Fall. Auf den Internetseiten solcher Intitiativen oder Zertifikate ist häufig ausführlich beschrieben, wie das Zertifizierungs- und Kontrollsystem abläuft. Viele berufen sich auf geprüfte, externe Auditoren, die die Produktionsstätten inspizieren. Oft werden dort die Maßnahmen erläutert, die ergriffen werden, wenn sich die Unternehmen und Zulieferer nicht an den Vertrag halten, meistens handelt es sich um Programme zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen oder Sanktionen.
Wenn wir die Kontrollen für unvollständig halten, dann schreiben wir dies dazu.

Vorwürfe

Im nächsten Absatz beschreiben wir die Vorwürfe gegen das Unternehmen, falls es bisher welche gab. Diese suchen wir z.B. im Internet  mit den Stichwort „child labour“ / „Kinderarbeit“ und dem Namen des Unternehmens oder der Marke.
Häufig findet man keine konkreten Vorwürfe bezüglich der Firma und Kinderarbeit, aber je nach Art des Artikels, der produziert wird, gibt es allgemeine Vorwürfe. So ist es beispielsweise wahrscheinlich, dass Kinderarbeiter in irgendeiner Form beteiligt sind, wenn Textilien in Indien oder Bangladesch produziert werden.
Auch wenn die Produktionsstätte unbekannt ist, müssen wir z.B. bei Textilien davon ausgehen, dass in von Kinderarbeit betroffenen Länder produziert wird.

Reaktionen

Falls es in der Vergangenheit konkrete Vorwürfe im Bezug auf Kinderarbeit gab, beschreiben wir unter dem Punkt „Reaktionen“ die Antwort des Unternehmens auf jene. Gegebenenfalls erwähnen wir auch die Verbesserungen, die die Firma seitdem vorgenommen hat. Im besten Fall entschädigt das Unternehmen die Kinderarbeiter und entlässt sie nicht nur aus dem Arbeitsverhältnis.

Soziales Engagement

Beim Abschnitt „Soziales Engagement“ geht es nur um den Einsatz des Unternehmens konkret gegen Kinderarbeit (z.B. einzelne Projekte). Das heißt, hier wird nur etwas erwähnt, wenn sich die Firma wirklich dafür einsetzt, Kinderarbeit zu vermindern oder in bestimmten Regionen abzuschaffen.

Bemerkenswertes

Der letzte Punkt heißt „Bemerkenswertes“. Hier wird aufgelistet, welche außergewöhnlichen sozialen Projekte ein Unternehmen unterstützt, die zwar nichts mit Kinderarbeit zu tun haben, aber trotzdem die Arbeitssituation oder Bildung der Menschen in den Produktionsländern verbessern. Außerdem erwähnen wir bemerkenswerten Einsatz im Bereich Umweltschutz oder Negatives wie Giftstoffe in den Produkten und Ähnliches.

Wir versuchen, unsere Quellen so genau wie möglich in Form von Fußnoten anzugeben.

Veröffentlichung

Wenn wir alle benötigten Informationen so weit es geht zusammengetragen haben, schreiben wir dem betreffenden Unternehmen eine Email, in der wir noch einmal ganz gezielt genau diese Fragen stellen. Damit geben wir dem Unternehmen die Chance, die Angaben richtigzustellen, BEVOR wir sie veröffentlichen. Die meisten Firmen reagieren leider nicht auf diese Email. In diesem Fall veröffentlichen wir das Firmenprofil mit den Informationen aus unseren Recherchen vier Wochen nach dem Verschicken der Email. Direkt im Anschluss an die Veröffentlichung schicken wir dem Unternehmen eine weitere Email mit der Mitteilung, dass das Firmenprofil mit unserer Einschätzung jetzt veröffentlicht wurde. Viele Firme antworten daraufhin und ergänzen oder korrigieren unsere Informationen.

Bewertung des Unternehmens

Die Bedeutung der Farben wird hier beschrieben. Interessant ist bei manchen Firmen, dass sie sich scheinbar gegen Kinderabeit oder zumindest sozial einsetzen, aber es trotzdem Vorwürfe gegen das Unternehmen gibt. In einem solchen Fall ist immer fraglich, wie integer und glaubwürdig die Firma wirklich ist.


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Ãœber isabella / earthlink

Ich bin aus München und habe 2011 mein Abitur gemacht. Nach meinem Studium möchte ich mich hauptberuflich in einer Hilfsorganisation oder für den Umweltschutz engagieren.
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